Ein Genie hinter Gittern.
Entwarnung. ATC hat sich nichts zu Schulden kommen lassen, ganz im Gegenteil.
Meine Erfahrung mit befreundeten Künstlern & Produzenten deckt sich mit der über 40-jährigen Firmengeschichte von ATC: Musiker lieben Studio-Monitore. Diese Erkenntnis und Spezialisierung auf besagte Monitore für die Musikbranche hat dem britischen Lautsprecherhersteller einen hervorragenden Ruf über die Grenzen Englands hinaus verschafft. Nun präsentiert ATC seine neueste Interpretation von Hifi-Lautsprechern, mit dem Ziel beide Welten in Einklang zu bringen.
Ob dieses ehrgeizige Unterfangen Früchte trägt und wem ich diese Lautsprecher empfehlen würde, erfährst du aus meinem persönlichen Beratungsprotokoll aus der Zeit als ich noch im Fachhandel beraten habe.
In dem Moment als mich der Kunde um Hilfe bat, war mir schnell klar, dass dies ein spezieller Auftrag würde. Denn es stellte sich schnell heraus: dieser Kunde war ein erfahrener Produzent samt Tonstudio und diversen Monitoren, auf denen er auch gerne in seinen eigenen vier Wänden Musik hörte. Sein Ziel war es Lautsprecher zu finden die einen wärmeren, etwas schmeichelhafteren Sound reproduzierten.
Mein Ehrgeiz war geweckt und ich zeigte ihm eine Vielzahl von namhaften Herstellern, welche vor allem für eine entspannte Klangsignatur bekannt sind. Es war zudem an der Zeit ein paar Exoten ins Spiel zu bringen, was sowohl dem Kunden als auch mir ein besonderes Vergnügen war. Nach zahlreichen Hörproben war der Tag der Entscheidung gekommen und interessanterweise entschied er sich für einen Lautsprecher, der seinen Monitor- Lautsprechern klanglich am nächsten war. Somit kamen viele namenhafte Hersteller, deren Namen ich jetzt mal bewusst auslasse, für seinen Geschmack nicht in Frage.
Daraus habe ich folgende Schlüsse gezogen: Musikschaffende die den Klang ihrer Instrumente oder Studioproduktionen verinnerlicht haben hören differenzierter, weil es Teil ihres Schaffens, beziehungsweise ihres Berufes ist. Statt Klangfarben stehen Authentizität und ein möglichst linearer Sound im Vordergrund.
Als Hobbymusiker kann ich das durchaus nachvollziehen, denn auch ich liebe klare Höhen, Linearität und authentische Klänge. Das hilft insbesondere beim Heraushören von unsauberen Tönen und erleichtert mir das Abmischen von Songs ungemein. Wenn ich aber zu Hause entspannen will, dann möchte ich einfach tolle Songs genießen und mich nicht durch schlecht produzierte Lieder kämpfen. Hier kommen die Vorteile von Hifi- Lautsprechern ins Spiel: Sie bleiben so nah wie möglich am authentischen, echten Sound, ohne dabei die Spielfreude außer acht zu lassen.
Diesen klanglichen Spagat nimmt ATC mit Bravour und läßt mein musikalisches Herz definitiv höher schlagen. Auch wenn sie optisch leider nicht ganz mein Fall sind, fügen sie sich trotzdem erstaunlich gut in die meisten Wohnräume ein und versprühen einen Hauch von englischem Studioflair. Es bleibt wie immer eine Geschmacksfrage, in der ich euch gar nicht beeinflussen mag. Ich möchte euch aber ermutigen – wenn ihr in der Preisklasse bis 5.500 Euro für Standlautsprecher unterwegs seid – die ATC SCM40 unbedingt in eure Testphase miteinzubeziehen.
Wie sie im Detail klingen? Sie sind vielseitig, kontrolliert und druckvoll, auch wenn sie laut Datenblatt gar nicht so tief hinunter spielen. Anstatt nämlich mit einer nur auf dem Papier glänzenden unteren Grenzfrequenz Tiefgang zu suggerieren, konzentriert sich der 16er-Tieftöner auf eine rasend schnelle, naturgetreue Reproduktion des musikalischen Geschehens. Ohne Dröhnen oder Wummern, sondern zielstrebig und auf den Punkt genau.
Problemlos glänzen können sie in Räumen bis zu 35qm2. Eine Aufstellung mit einem Abstand von etwa drei Metern erwies sich als ideal und wurde mit einer beeindruckenden Bühnenpräsenz quittiert. Meiner Erfahrung nach erzielte leichtes Einwinkeln bereits den erwünschten Effekt.
Nicht zu vergessen: die Bi- und Tri-Wiring/Amping Möglichkeit. Die Lautsprecher-Terminals auf der Rückseite sind mit sechs Anschlussmöglichkeiten bestückt und untereinander gebrückt. Einmal für den Tiefton, die Mitten und die Höhen, jeweils Plus & Minus-Pol.
Je nachdem wie man die Brücken einsetzt, kann man nun die Mitten oder die Höhen etwas mehr betonen, ganz nach dem eigenen Belieben – typisch Studio-Profis eben.
Falls Ihr euch fragt welche Verstärker ein gutes Match ergeben, kann ich euch gerne meine Favoriten mitteilen. Schreibt mir einfach eine Nachricht an: frag@dimivesos.de oder hier über Kontaktformular.